Kennst du das?
Ein Meeting, das sich im Kreis dreht. Die einen reden ĂŒber persönliche Probleme, andere sind genervt, weil sie endlich zum Punkt kommen wollen. Wieder andere sagen gar nichts. Am Ende verlĂ€sst du den Raum mit dem GefĂŒhl: Wir haben nichts erreicht. Doch woran liegt es? Meistens daran, dass die drei wichtigsten Ebenen â ICH, WIR und THEMA â aus dem Gleichgewicht geraten sind.
Genau hier setzt die themenzentrierte Interaktion (TZI) von Ruth Cohn an. Sie hilft dir als FĂŒhrungskraft, dein Team besser zu verstehen, Klarheit in die Dynamik zu bringen und produktive Meetings zu ermöglichen.
Mithilfe der TZI entwickelst du dein Team weiter und schaffst ein lebendiges Team-Umfeld. Wenn du sie anwendest, gestaltet ihr gemeinsam neue Möglichkeiten, die realistisch, umweltbezogen und zukunftsorientiert sind. Und vor allem: die von den beteiligten Personen getragen werden.
Was es mit Dreieck und Kreis auf sich hat und weshalb das TZI-Dreieck rund ist, erfÀhrst du hier .
Nach der TZI findest du in Gruppen immer 3+1 Aspekte vor:
- das ICH (die Persönlichkeit eines jeden)
- das WIR (die Gruppe und ihre Dynamik)
- das THEMA (die Sache, unser gemeinsames Anliegen)
- plus den GLOBE (die soziale, ökologische und technologische Umwelt, die alle Personen ganz individuell beeinflusst)
Die ersten drei Aspekte bilden das TZI Dreieck. Und das wiederum ist vom Globe umgeben.
Die TZI-Formel ist denkbar einfach: Dreieck + Kreis. Beziehe immer beide Formen in deine Teamarbeit ein, und die Gleichung fĂŒr ein gutes Team-Umfeld und lebendiges Lernen geht auf.
Aber jetzt mal eins nach dem anderenâŠ
Mein Team-Hut, der hat 3 Ecken 
Wenn du mit deinem Team gemeinsam an einer Sache arbeitest, dann habt ihr immer verschiedene Dimensionen an Bord. Ob du willst oder nicht.
Es gibt immer das ICH, es gibt immer das WIR, und es gibt immer das THEMA. Alle drei Pole zusammen bilden das TZI-Dreieck.
Hiermit betrachtest du also immer die persönlichen, sachlichen und sozialen BedĂŒrfnisse aller Mitarbeitenden und deine eigenen. Und das völlig gleich gewichtet.
Das meint im Einzelnen:
- Das ICH sieht jede*n einzelne*n mit allem Potenzial. Gemeint ist alles, was die Person ist und kann, was sie einschrÀnkt oder hoffen lÀsst. Und beim ICH schaust du auch, wie stark sie gerade physisch, geistig und psychisch belastbar ist.
- Dahingegen schaut das WIR auf alle Beteiligten als Ganzes und die Beziehungslandschaft, das heiĂt die Interaktion und Dynamik untereinander.
- WĂ€hrend das THEMA die Aufgaben, Anliegen und Ziele in den Fokus rĂŒckt.
Und dann ist da noch der Globe 
Wie die Welt umspannt der Globe das TZI-Dreieck. Der Globe macht es bildlich gesprochen rund.
Was genau ist nun der Globe? Hinter ihm verbergen sich die natĂŒrliche, soziale und gesellschaftliche Umwelt jedes einzelnen. Damit sind die relevanten BedĂŒrfnisse gemeint, die die Umwelt an uns hat.
Das alles haben wir noch so im GepĂ€ck, wenn wir in Meetings zusammenkommen. Eine ganze Menge: In unserem persönlichen Rucksack sind neben privaten, familiĂ€ren Fragestellungen und Ăngsten genauso auch politische Themen, die uns bewegen oder Umweltaspekte, die uns umtreiben.
Du merkst schon: Von⊠bis⊠kann alles dabei sein. Und es ist auch meist alles da.
Jetzt stell dir einmal die ganzen GLOBE Themen und Fragen aller Team-Mitglieder bildlich vor, wie sie mit euch zusammen im Raum sind. Da wird es ganz schön dicht und die Luft dĂŒnn!
Wie jetzt damit umgehen? Es geht nicht darum, die Themen des Globe zu bewerten. Nein. Es geht darum anzuerkennen, dass diese Themen da sind.
Das ist dein Ziel: Dynamische Balance
Ich denke, du hast es sicher schon selbst erlebt. Ansonsten kannst du es dir bestimmt vorstellen: Das Ich-Wir-Themen-Dreieck in deinem Team kommt immer mal wieder ins Ungleichgewicht. Das ist völlig normal.
Dazu ein kleines Beispiel: Stell dir vor, in einer Gruppe gibt es ein Beziehungsproblem, das aufbricht. Ganz automatisch drÀngt es die Sacharbeit mehr und mehr in den Hintergrund. Bis sie diese irgendwann unmöglich macht.
Was ist da jetzt dein Ziel als FĂŒhrungskraft? Du hast die Aufgabe, dein Team in eine sogenannte âdynamische Balanceâ zurĂŒckzubringen.
Wie du das machst?
- Zuerst einmal: Erkenne die Dysbalance.
- Und dann: Stelle im laufenden Prozess immer wieder Fragen!
Was brauchen die einzelnen Personen (ICH-Ebene), damit sie als Gruppe (WIR-Ebene) arbeits- und lernfÀhig bleiben und die Sache voranbringen (THEMEN-Ebene) und dies schlussendlich in ihren Lern- und Arbeitswelten (GLOBE-Ebene) umzusetzen?
Diese wirksame Ăbung hilft dir dabei ïž
Mit dieser einfachen Positionierungs-Ăbung machst du gemeinsam mit deinem Team den Status Quo an Balance bzw. Dysbalance sichtbar. Und ihr kommt (wieder) ins GesprĂ€ch und zurĂŒck ins Gleichgewicht.
Und so gehtâs:
(1) Visualisiere du das TZI-Dreieck und den Globe, zum Beispiel auf einem Flipchart oder â solltest du virtuell arbeiten â auf einem Whiteboard.
(2) Nun leitest du als Ankommensrunde im nÀchsten Team-Meeting das Konzept kurz her und erklÀrst es deinem Team.
(3) Und dann startet ihr reihum mit den folgenden beiden Fragen:
Auf welchem Pol des Dreiecks liegt gerade dein Fokus und warum?
Wie bezeichnest du deine GroĂwetterlage?
Wenn ihr euch im âreal lifeâ seht, lass deine Teilnehmenden gerne einen Klebepunkt auf den Pol kleben, wo er*sie sich verortet. Virtuell ist das genauso möglich. Nutze dafĂŒr die Stempel-Funktion seines Whiteboards.
So bekommt ihr ein echtes Stimmungsbild.
Damit könnt ihr dann wunderbar weiterarbeiten: zuerst einmal faktisch analysieren und dann Hypothesen bilden usw. Und dann erkennt ihr möglicherweise Felder, wo ihr handeln solltet. So werden dann Möglichkeiten fĂŒr eine neue Balance sichtbar. Und ihr könnt euch gemeinsam darauf einigen, wo genau ihr ansetzen möchtet!
Jetzt weiĂt du, dass die themenzentrierte Interaktion (TZI) dir und deinem Team aus Sackgassen helfen kann. Sie schafft VerstĂ€ndnis fĂŒreinander und fĂŒr die aktuelle Situation im Team. Und sie kann dich und dein Team unterstĂŒtzen, aus der Starre zurĂŒck ins Tun zu kommen.
Und hier nochmal die Gleichung der TZI:
Dreieck + Globe = Dynamische Balance
Denke ab jetzt immer an die 3+1 Dimensionen. Schaut sie euch alle an. Das hilft dabei, das Team besser zu verstehen und zu erkennen, woran jede*r einzelne gerade âknabbertâ.
Und damit ermöglichst du dir und deinem Team Dreierlei:
- soziales Lernen
- persönliche Entwicklung
- Fortschritte im Thema
Vier konkrete FĂ€lle aus der Praxis fĂŒr deine Praxis:
Hier mal ein paar typische FĂŒhrungssituationen, die dir sicher auch bekannt sind⊠und wie du sie mit TZI analysieren kannst.
Fall 1: Das âstilleâ Team
đ Was passiert?
Das Team sitzt im Meeting, aber kaum jemand spricht. Diskussionen verlaufen im Sande, kritische Themen werden vermieden. Einige sind vielleicht gedanklich ganz woanders.
â ïž Wie wirkt sich das aus?
- Wichtige Themen werden nicht besprochen, Konflikte schwelen unbemerkt weiter.
- Entscheidungen sind schwach, weil nicht alle Perspektiven einflieĂen.
- FĂŒhrungskrĂ€fte haben das GefĂŒhl, âins Leereâ zu sprechen.
â Lösung mit TZI:
- Checke die WIR-Ebene: Gibt es Unsicherheiten oder Spannungen im Team?
- Nutze eine Eisbrecher-Runde mit Fragen wie: âWas beschĂ€ftigt dich gerade (beruflich oder privat)?â
- Setze auf Visualisierung: Das Stimmungsbild mit Klebepunkten im TZI-Dreieck hilft, verborgene Dysbalancen sichtbar zu machen.
- Schaffe bewusst Raum fĂŒr leise Stimmen: Frage gezielt ruhigere Teammitglieder nach ihrer Meinung.
Fall 2: Der âdominante Rednerâ
đ Was passiert?
Eine oder wenige Personen bestimmen die Diskussion. Andere kommen kaum zu Wort oder ziehen sich zurĂŒck.
â ïž Wie wirkt sich das aus?
- Team-Entscheidungen sind einseitig.
- Die KreativitĂ€t leidet, weil nicht alle Perspektiven einflieĂen.
- Introvertierte Teammitglieder fĂŒhlen sich nicht gehört oder wertgeschĂ€tzt.
â Lösung mit TZI:
- Balance zwischen ICH (alle Einzelnen) und WIR (die Gruppe als Ganzes) herstellen.
- Setze bewusst Redezeit-Limits oder nutze eine âJeder-kommt-einmal-zu-Wortâ-Regel.
- Stelle eine direkte Frage an ruhigere Teammitglieder: âWas denkst du dazu, Anna?â
- Nutze eine strukturierte Diskussionsmethode, z. B. die âDenkpause-Technikâ: Erst sammeln alle schriftlich ihre Gedanken, bevor offen diskutiert wird.
Fall 3: Das âThemen-Hopping-Teamâ
đ Was passiert?
Das Team springt von einem Thema zum nĂ€chsten, ohne etwas wirklich abzuschlieĂen. Diskussionen schweifen ab, Meetings enden ohne klare Ergebnisse.
â ïž Wie wirkt sich das aus?
- Unzufriedenheit steigt, weil Entscheidungen fehlen.
- Einige resignieren, andere drÀngen auf schnelle Lösungen, die aber nicht durchdacht sind.
- Wichtige Themen bleiben unklar oder ungelöst.
â Lösung mit TZI:
- Checke das THEMA: Ist allen klar, worum es gerade geht? Fehlt eine Struktur?
- Frage in die Runde: âBleiben wir gerade beim Thema oder verlieren wir uns?â
- Nutze eine Themen-Parkplatz-Liste (z. B. auf einem Whiteboard), um Off-Topic-Ideen zu sammeln, ohne die Diskussion zu unterbrechen.
- Falls das Hopping emotional bedingt ist: ĂberprĂŒfe, ob es eigentlich ein WIR- oder ICH-Problem gibt, das unausgesprochen bleibt.
Fall 4: Die âKritikfalleâ
đ Was passiert?
Ein Teammitglied bringt einen Vorschlag ein â und sofort prasseln kritische Stimmen darauf ein. Andere halten sich zurĂŒck, weil sie Angst haben, auch so âabgeschossenâ zu werden.
â ïž Wie wirkt sich das aus?
- Wenig Innovation und Engagement, da sich nur noch die Lautesten zu Wort melden.
- Das Team verliert wertvolle Ideen und Lernmöglichkeiten.
- Die Meeting-Kultur wird defensiv statt kreativ.
â Lösung mit TZI:
- Balance zwischen ICH (Meinung jedes Einzelnen), WIR (offenes Klima) und THEMA (die Idee selbst) wiederherstellen.
- Erinnere das Team an die Regel: âErst verstehen, dann bewerten.â
- Nutze eine strukturierte Feedback-Runde: Erst sammelt ihr Ideen und Perspektiven ohne Bewertung, danach werden sie gemeinsam reflektiert.
- Frage: âWas an diesem Vorschlag könnten wir weiterdenken?â statt âWarum funktioniert das nicht?â
đ Doâs & Donâts der TZI in der FĂŒhrung
Tappe nicht in Stolperfallen, sondern nutze die TZI in deinem Alltag pragmatisch! Die folgenden Doâs & Donâts u unterstĂŒtzen dich dabei:
â Doâs â So nutzt du TZI effektiv
â Balance aktiv wahrnehmen: Achte bewusst darauf, ob das ICH, das WIR oder das THEMA gerade ĂŒberwiegt oder vernachlĂ€ssigt wird.
â Offene Fragen stellen: Fördere Reflexion und Austausch durch Fragen wie: âWo liegt gerade dein Fokus?â oder âWas brauchst du, um arbeitsfĂ€hig zu bleiben?â
â Globe berĂŒcksichtigen: Die Ă€uĂeren EinflĂŒsse (z. B. Stress, gesellschaftliche Themen) nicht ignorieren â sie prĂ€gen das TeamgefĂŒhl.
â Visualisierung nutzen: Zeichne das TZI-Dreieck auf ein Flipchart oder Whiteboard, um Klarheit ĂŒber die aktuelle Teamdynamik zu schaffen.
â Dynamische Balance als Ziel sehen: Es geht nicht um ein statisches Gleichgewicht, sondern darum, flexibel auf Ungleichgewichte zu reagieren.
â Donâts â Diese Fehler solltest du vermeiden
â Themenzwang statt FlexibilitĂ€t: Meetings nicht zu starr auf das Sachthema fokussieren, wenn das Team erkennbar andere BedĂŒrfnisse hat.
â Konflikte ignorieren: Spannungen in der WIR-Ebene nicht unter den Teppich kehren â sie stören langfristig die ArbeitsfĂ€higkeit.
â Einzelne Ebenen ĂŒberbetonen: Eine reine âWir-Kuschelrundeâ oder ein reines âAufgaben-Durchpeitschenâ bringt dein Team nicht weiter.
â Globe unterschĂ€tzen: Private und gesellschaftliche EinflĂŒsse ausklammern, statt sie als Faktor im Teamprozess zu akzeptieren.
â Einmalige Anwendung: TZI nicht nur als âTool fĂŒr den Notfallâ sehen â es ist eine Haltung, die dauerhaft fĂŒr mehr Klarheit sorgt.
Wenn du morgen in dein nÀchstes Meeting gehst, stelle dir eine Frage:
Wo liegt gerade der Fokus â beim ICH, beim WIR oder beim THEMA?
Probiere es aus und beobachte, wie sich eure Zusammenarbeit verÀndert. Denn manchmal braucht es nur eine kleine Verschiebung der Aufmerksamkeit, um aus eingefahrenen Mustern auszubrechen.
Lohnt sich, oder? Ăbrigens gerade und vor allem, wenn du mit deinem Team an eurer Kommunikation arbeiten willst!